Wenn Reisen zur Komödie wird

Wenn Reisen zur Komödie wird

Manchmal beginnt ein Abenteuer schon lange, bevor man überhaupt im Flugzeug sitzt. So war es jedenfalls bei mir.

Der Flug von Südamerika nach Deutschland war gebucht, die Koffer gepackt, die Kinder am Jammern: „Mama, bitte flieg nicht!“ – und ich war sowieso schon halb am Herz zerreißen. Doch der Pflicht ruft man nicht ab. Also auf zum Flughafen.

Dort, am Schalter, der große Abschied: Ich reiche das Ticket, die Dame lächelt … und sagt:

„Liebe Frau, Ihr Flug geht erst morgen.“

Stille. Dann ein lautes Kinderjubeln. Und ich? Ich schwankte zwischen Lachen und Weinen. Ein ganzer Tag umsonst – oder besser gesagt: geschenkt.

Am nächsten Tag also dasselbe Spiel. Diesmal klappt es, ich sitze endlich im Flieger. Müde trotte ich zur Toilette – und da passiert’s: Der Absatz meines Schuhs bricht ab. Einfach so, knack.

„Na toll“, denke ich, „erst ein Tag zu früh am Flughafen, jetzt auch noch barfuß im Flugzeug.“

Also halte ich einer Flugbegleiterin meinen halb zerstörten Schuh unter die Nase und frage: „Haben Sie zufällig Superkleber?“

Ihr Lächeln verriet schon die Antwort: „Nein, leider nicht. Und die Koffer sind im Gepäckraum.“

Also beschließe ich: „Dann fällt eben der zweite Absatz auch noch ab.“ Was soll’s. Notfalls gehe ich eben ohne Schuhe durch den Zoll – die Geschichte würde ich jedenfalls nie vergessen.

In Frankfurt angekommen dauert es gefühlte Ewigkeiten, bis endlich mein Gepäck auftaucht. Der Anschlusszug fährt in einer halben Stunde, ich krame hastig Ersatzschuhe hervor – und trete hinaus in die eisige Luft. Es hat geschneit.

Von Südamerika-Sonne in die Frankfurter Schneelandschaft, mit halben Schuhen und einer ganzen Geschichte im Gepäck.

Reisen kann man planen – aber das Leben schreibt die Pointen.

Isolde Tappeiner